Mit dem Modellprojekt „Safe Places“ missbraucht das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg den Verein Little Home mit seiner Arbeit in der Nothilfe und die Verwaltung die Idee hinter den Kleinsthäusern. Zeit für eine Klarstellung.
Seit vergangenem Jahr fällt der Name Little Home e.V. immer wieder in Zusammenhang mit dem Berliner Modellprojekt „Safe Places“. Zwar hat es mehrere Gespräche mit Bezirksämtern wie dem in Friedrichshain-Kreuzberg gegeben, zu seiner Zusammenarbeit in der beschriebenen Form ist es jedoch nicht gekommen. Durch eine lose Kooperation mit sozialen Einrichtungen und Sozialarbeitern wurden bislang wohnungslose Menschen an den Verein vermittelt, der daraufhin die Wohnboxen zur Verfügung gestellt hat. „Little Home ist und bleibt politisch neutral und wehrt sich gegen jede Form der Vereinnahmung“, betont Vereinsgründer Sven Lüdecke.
Was der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg nun fälschlich kommuniziert hat, widerspricht den Grundsätzen des Vereins. „Die handgebauten Kleinsthäuser sind keine Dauerlösung“, unterstreicht Lüdecke. Daher dürfen Little Homes auch kein Element in einem „Housing First“-Programm sein. Insbesondere, wenn institutionelle Fördergelder verwendet werden, muss das Geld in echten, nachhaltigen Wohnraum fließen. „Little Homes sind ein Pflaster, um die Not zu lindern, damit die Seele heilen kann“, sagt Lüdecke. Damit können sie nur ein vorübergehender, erster Schritt sein, um obdachlose Menschen zurück ins System zu holen.
Deshalb ist der Ansatz der Safe Places aus Sicht des Vereins eine krasse Fehlentwicklung. Sie verstetigen einen Missstand und verhindern den Versuch, das Problem zu lösen: Obdachlose Menschen brauchen eine Unterkunft und Unterstützung dabei, zurück ins Leben zu finden. Wer auf Little Homes als langfristige Behausung setzen will, riskiert die Schaffung von Armuts- und Elendsvierteln wie in den brasilianischen Favelas.
In den Gesprächen mit den Bezirksämtern hat sich der Eindruck verfestigt, dass sie die Little Homes als einfachsten Weg sehen. Aus diesem Grund hat der Verein bislang eine vertiefte Zusammenarbeit abgelehnt. Denn die Idee, die hinter dem Projekt steht, wurde wenig beachtet. „Wir haben leider die Erfahrung gemacht, dass die notwendige Sozialarbeit nicht ausreichend stattfindet und von bürokratischen Hürden blockiert wird“, kritisiert Lüdecke.
Trotzdem schreibt das das Bezirksamt Friedrichhain-Kreuzberg in einem (mittlerweile) gelöschten Konzeptpapier fälschlicherweise, dass Little Home e.V. als Projektpartner für die Safe Places auftreten wird. Eine solche Kooperation ist nie vereinbart worden.
Zwar haben auch die Berliner Behörden immer wieder davon gesprochen, dass die Safe Places nur ein Bestandteil des Masterplans zur Überwindung von Wohnungs- und Obdachlosigkeit bis zum Jahr 2030 sein sollen. Vom versprochenen Zwischenschritt zur Erlangung einer selbstverantwortlichen Lebensführung kann der Verein allerdings nichts erkennen.
Infolge der ausbleibenden und mangelhaften Betreuung in Form von aufsuchender Arbeit hat Little Home e.V. bereits mehrere Nutzungserlaubnisse für die mobilen Häuser entziehen müssen. Die Gründe reichen von Regelbrüchen etwa gegen das Verbot von Alkohol- und Drogenkonsum über Verwahrlosung und Sachbeschädigungen bis hin zur Unbenutzbarkeit der Little Homes etwa nach Brandstiftung. „Keiner der durch das Bezirksamt vermittelten Obdachlosen hat bislang die Möglichkeit auf einen festen Wohnraum erhalten“, sieht Lüdecke einen Beleg für den ausbleibenden Erfolg.
Der Verein erkennt bei den Berliner Bezirksämtern weder den Willen, noch den Ansatz, um tatsächlich Obdachlosigkeit beenden zu wollen. „Es wirkt, als sollte das Problem mit den mobilen Häusern lediglich verlagert und verdrängt werden“, bedauert Lüdecke. Damit sich der Verein an den Safe Places beteiligt, braucht es einen ganzheitlichen Ansatz mit einer echten Perspektive für wohnungslose Menschen.
Mit Besorgnis beobachtet Little Home e.V. in diesem Zuge, dass in Berlin-Neukölln sechs Sperrholzboxen für Obdachlose aufgestellt worden sind. Sie ähneln im Erscheinungsbild stark den Kleinsthäusern des Vereins, stehen jedoch in keiner Weise in Verbindung dazu. „Wir behalten uns vor, rechtlich dagegen vorzugehen“, kommentiert Lüdecke.
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